ÜBERLEGUNGEN EHEMALIGER SCHÜLER-INNEN
(Diese Überlegungen stammen aus dem Jahr 2011, als es so schien, als wollte die Landesregierung das Klassische Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ abschaffen)
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Absolvent ihrer Schule (1990) und möchte ihnen meine Unterstützung für Ihre Initiative zur Beibehaltung des humanistischen Gymnasiums/Lyzeums in Bozen aussprechen. Ich empfinde die klassische Ausbildung und die darin vermittelten Werte bis heute als Bereicherung und Vorteil in beruflichen und privaten Lebensbereichen.
Dem mehrmals herangezogenen Argument, dass das Erlernen „toter Sprachen“ überholt sei, dass Altgriechisch in der heutigen Zeit nichts nütze, kann ich nur entgegnen, dass ich am Beispiel meines Sohnes immer wieder mit Freude feststelle, wie viel diese scheinbar „unnütze Paukerei“ zu Weltoffenheit, Flexibilität und Neugierde für all die Flut an Neuem, an Informationen, die täglich auf unsere Jugendlichen zukommen, beiträgt. Die Fähigkeit, historische Ereignisse und Aktuelles kritisch zu betrachten und zu erfassen, die Herkunft neuer und komplizierter Wörter und Inhalte zu ergründen, das Bewusstsein um die Entwicklung der Menschheit, die Toleranz, die Kenntnis der Wurzeln der Demokratie und die Wertschätzung derselben und noch vieles, vieles mehr.
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit Mai wohne ich zusammen mit meiner Familie in Südtirol (Deutschnofen/Nova Ponente). Ich bin Australierin (Lehrerin für Englisch als Zweitsprache), mein Mann arbeitet an der Uni Bozen.
Vorher wohnten wir in Neuseeland. Wir waren aber sehr enttäuscht vom dortigen Schulsystem (Mangel an "akademischer Disziplin" u. Ä.).
Als die Stelle an der Uni in Bozen frei war, habe ich sofort angefangen, Infos über das Schulsystem in Südtirol zu bekommen. Wie schön es war zu lesen, dass es das Klassische Gymnasium in Bozen gibt! (Ich weiß noch, ich hatte meinem Mann sofort davon erzählt).
Deshalb schreibe ich Ihnen, in der Hoffnung Sie können meine Email als Unterstützung verwenden.
Long Live The Classics!
Abgesehen davon, dass im späteren Leben eine humanistische Ausbildung für die Bewältigung der auf einen zukommenden Probleme von nicht bezahlbarer Hilfe ist, und somit zumindest in den Grundzügen in JEDER Oberschule Platz finden müsste, ist es absurd, wenn gerade in einer humanistisch geprägten Schule eine gründliche humanistische Ausbildung, wozu die Altsprachen-Kompetenz zählt, wegfallen würde. Ich meine damit, dass das humanistische Gedankengut der antiken Philosophie einen nicht wegzudenkenden Stellenwert besitzt, in einer Zeit, wo humanistische und religiöse Werte stark abnehmen und einem kurzsichtigen, säkularen Geist fachlicher Ausbildung Platz machen müssen. Mit Kurzsichtigkeit meine ich, dass die fachliche Ausbildung und Spezialisierung zwar materielle Vorteile zu geben vermag, obwohl sie, so gut sie auch sein mögen, immer nur Stückwerk sind, d.h. man ist zur Weiterbildung sowieso, auch nach Diplomabschluss gefordert, um im harten Konkurrenzkampf der steten Neuerkenntnisse zu bestehen. Damit ist gesagt, dass hier eine solide Ausbildung reicht. Eine humanistisch geprägte Ausbildung ist ein erworbener Schatz, der eine Säule des Lebens darstellt und im nachschulischen Leben unbezahlbare Früchte trägt. Letzten Endes sollte die Schule auch eine Schule fürs Leben sein und nicht nur eine Schule für Spezialisten, die Lebenskrisen schwer oder nicht zu bewältigen wissen...
Ich war über fünf Jahre Schüler im Humanistischen Gymnasium "Walther von der Vogelweide" in der altsprachlichen Fachrichtung.
Besonders für Schüler, die noch keine genaue Vorstellung von ihrer beruflichen Laufbahn haben, bietet sich das klassische Lyzeum als allgemein bildende Oberschule an, ich war bei der Oberschulwahl noch sehr unsicher über den Beruf, den ich im späteren Leben ergreifen wollte. Dass das klassische Lyzeum alle Möglichkeiten offen hält, ist leicht daran zu erkennen, dass meine Klassenkameraden/innen in den verschiedensten Richtungen weitermachen, nun, da wir die Matura im Juni 2010 abgeschlossen haben: Jus, Medizin, Latein, Musik, Physik usw. Auch die Maturaergebnisse sprechen für sich: 3 Abschlüsse mit Bestnote bei 7 Kandidaten.
Als ehemaliger Schüler des Humanistischen Gymnasium-Lyzeums "Walther von der Vogelweide" unterstütze ich gerne Ihre Bemühungen, die altsprachliche Fachrichtung an Ihrer Schule beizubehalten. Ich bin überzeugt, dass ein humanistisches Bildungsangebot, das ich selber genossen habe und von dem ich tagtäglich profitiere, nicht einfach wegrationalisiert werden darf!
In der Zuversicht, dass Ihre Initiative zur Rettung des humanistischen Gedankens in unserem Land und an Ihrer Schule Frucht bringt, verbleibt mit freundlichem Gruß
Sehr geehrte Frau Direktor, liebe Schule,
ich habe selbst ein humanistisches Gymnasium besucht und erachte es als sehr wertvoll, dass dieses bestehen bleibt und unterstütze Ihr Anliegen voll und ganz.
Bis auf die Tatsache, dass ich durch das altsprachliche Gymnasium eine unendlich wertvolle Allgemeinbildung genießen konnte, hat es mir auch in vielen anderen Bereichen geholfen: zum Beispiel mit den Fremdsprachen. Dank des altsprachlichen Lyzeums habe ich ein ausgeprägtes Sprachempfinden mitbekommen und weitere Fremdsprachen wie Ladinisch, Französisch und vor allem Englisch gelernt. In Studium und Beruf werden wir ständig in Sparten gedrängt, zu "Schubladendenken" geführt und "kategorisiert". Gerade deshalb ist es wichtig, in der Schule die Möglichkeit zu bekommen, eine allgemeine Bildung zu bekommen, gerade im humanistischen oder weitesten Sinne kreativen Bereich.
Sehr geehrte Frau Dr. Adami,
ich war über fünf Jahre Schüler im Humanistischen Gymnasium "Walther von der Vogelweide" in der altsprachlichen Fachrichtung. Ich bin entsetzt, dass diese Fachrichtung nun gestrichen werden soll, allerdings nicht überrascht; eine solche Entwicklung hat sich schon seit Jahren abgezeichnet. Dies mindert allerdings nicht den Wert der klassischen Ausbildung.
Ich unterstütze Ihre Anliegen voll und ganz.
Dipl.ing. Klaus Moroder aus Hamburg
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass für jeden Studienerfolg und jeden beruflichen Erfolg eine fundierte Allgemeinbildung wesentlich wichtiger ist, als das Wissen um aktuell vom "Markt" nachgefragte Fertigkeiten, die möglicherweise schon nach Abschluss des Universitätsstudiums nicht mehr nachgefragt werden. Unserer persönlichen Erfahrung nach kann man Fächer wie Betriebswirtschaft oder Jurisprudenz noch sehr gut auf der Universität studieren, für eine gute Allgemeinbildung ist es dann aber, ohne solide Ausgangsbasis, zu spät.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wielander, Rechtsanwalt
Karin Mayrl, Rechtsanwältin (und Organistin)
Anton Walther, Rechtsanwalt (und Organist)
Anna Abrescia, Rechtsanwältin
Joachim Unterholzner, Rechtsanwalt
Da das Humanistische Gymnasium W.v.d. Vogelweide über die notwendigen Ressourcen verfügt, ist es unverständlich, warum man den Schülern der Stadt Bozen und des Bozner Einzugsgebietes die Chance auf eine humanistische Bildung verwehren will.
Mit freundlichen Grüßen
Die Elternvertreter der Klasse 3BNF
Als ehemalige Schüler, aber v. a. als Bürger und Eltern von Kindern, die auch in Zukunft diese Möglichkeit haben sollten, möchten wir unsere Solidarität für Ihre Anstrengungen und Bemühungen zum weiteren Bestehen des Humanistischen Gymnasiums-Lyzeums in Bozen zum Ausdruck bringen.
Adv. Umberto Musto/ Enrico Musto
Über die Oberschulreform kann ich nur den Kopf schütteln. Ich stehe voll hinter euren Forderungen und hoffe, dass die Politiker diese Reform nochmals gründlich überdenken.
Viel Glück!
Mich verwundert es, dass in einem so oft gepriesenen Land wie Südtirol, wo Bildung eigentlich als zentrales Gut gesehen werden sollte, Schulzweige einfach abgeschafft werden. Ich finde das lächerlich und traurig dazu...
Liebe Martina, liebe SchülerInnen,
zunächst einmal ein Dankeschön für deinen/euren großen Einsatz für den Fortbestand der altsprachlichen Richtung am Humanistischen Gymnasium! Ich schließe mich den bisherigen Stellungnahmen vollauf an und hoffe, mit diesem Mail etwas an Unterstützung beitragen zu können. Auch mich hat die altsprachliche Bildung während Schule und Universität stets begleitet, wobei ich die Relevanz und den Wert einer solchen humanistisch geprägten Ausbildung nur betonen kann; daher wünsche ich mir, dass diese Bildungsmöglichkeit auch weiterhin in Bozen allen SchülerInnen offen bleibt. Alles Gute und Grüße aus Innsbruck
Wo kann man unterschreiben? Als ehemaliger Absolvent (Matura 1975)
und nie bereuender Humanist bin ich natürlich strikt gegen die Schließung
unseres Lyzeums in Bozen!
Mit freundlichen Grüßen,
Oskar Pohl
Sehr geehrte Frau Adami,
mit großer Bestürzung habe ich vor einigen Tagen erfahren, dass das Land Südtirol plant, das Klassische Lyzeum am Humanistischen Gymnasium Bozen zu schließen. In einer Zeit, wo im deutschen Sprachraum der Wert einer fundierten klassischen Bildung wieder entdeckt wird und die Fächer Latein und Griechisch landauf, landab starke Zuwächse verzeichnen, kann ein solcher Schritt nur als Schildbürgerstreich bezeichnet werden. Die Südtiroler Schule genießt bis dato auch und gerade aufgrund ihrer guten Ausbildung in den klassischen Sprachen international einen ausgezeichneten Ruf. Aktionen wie die jetzt politisch geplante könnten diesen erheblich in Mitleidenschaft ziehen.
Ich möchte Sie deshalb nachdrücklich in Ihren Bemühungen bestärken, diesen unsinnigen Schritt zu verhindern. In dieser Haltung weiß ich mich auch mit der ganzen Abteilung Gräzistik/Latinistik der Universität Innsbruck einig
Prof. Martin Korenjak
Zur Beibehaltung des Humanistischen Gymnasiums: Wäre wirklich schade, wenn es keins mehr geben würde!!! Viel Glück!
Liebe Bozner Lehrer und Schüler des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“,
mit Freude und Respekt haben wir bei einem Besuch in Bozen den engagierten Auftritt der Gymnasiasten des humanistischen Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“ für die Beibehaltung der altsprachlichen Fachrichtung erleben dürfen. Es ist ein bedauerlicher Trend, dass Politiker unter dem Zwang zu Sparmaßnahmen dazu neigen, gerade bei den „klassischen“ gymnasialen Lehrinhalten, wie den alten Sprachen oder auch der Musik, den Rotstift anzusetzen. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass junge Menschen heute auf die Straße gehen, um dagegen zu protestieren. Ihr habt unsere Hochachtung! Wir wünschen euch viel Erfolg! Grüße aus Bayern
Werte Dr. Adami,
ich möchte mich auf diesem Weg bei Ihnen bedanken für die Tatkraft, welche Sie angesichts der angestrebten Reduzierung durch die Oberstufenreform an den Tag gelegt haben. Gleichzeitig möchte ich Sie ermutigen weiter diesen Weg zu gehen und für den Erhalt der Fachrichtungen zu plädieren.
Danke für Ihre Initiative! (aus Zürich)
Bitte weiterkämpfen!!!
Sehr geehrte Frau Adami,
auch ich schließe mich Ihnen und allen, die sich in diesen Wochen hoffentlich mit Erfolg im Namen der Bildungsvielfalt und Musischen Oberschulausbildung in Südtirol einsetzen, voll und ganz an. Als Absolvent der altsprachlichen Fachrichtung in Bozen und des Konservatoriums Bozen studiere ich nun Gräzistik und Musikpädagogik in München. Es bestürzt sehr, wenn man hören muss, dass an einem für ganz Europa beispielhaft funktionierenden Schulbildungssystem wie dem in Südtirol in dem Maße Veränderungen durchgeführt werden sollen, dass sie nicht etwa nur behutsam Vorgaben von Rom umsetzen, sondern in bedeutsamen Bildungsbereichen lebendige Vielfalt einem technokratischen System starrer Vereinfachung opfern. Das darf und kann nicht akzeptiert werden.
Mit besten Wünschen,
Florian Riebesel
Sehr geehrte Frau Dr. Adami,
über Bozener Freunde bin ich auf die geplante Schließung / Ausdünnung sowohl des Klassischen Lyzeums aufmerksam gemacht worden.
Ich darf Ihnen zunächst als "Privater" meine vollste Unterstützung zusichern, da ich selbst altsprachlich-humanistisch in Deutschland maturiert habe (und dafür bereits in den 80er Jahren gegen die geplante Auflösung unserer Griechisch- und Latein-Kurse wegen angeblich zu geringer Schülerzahlen, mangelnden Interesses und eines vermeintlich elitären Erziehungsansatzes erfolgreich demonstriert habe). Auch und gerade in einer leider immer mehr utilitaristisch geprägten (Aus- statt) Bildungs-Welt brauchen Schüler unbedingt die freie Wahlmöglichkeit, die klassischen Sprachen zu erlernen, wenn sie dies möchten.
Solche offen ideologisch motivierten Auseinandersetzungen, so hätte ich gedacht, sollten der Vergangenheit angehören, aber die öffentlichen Erklärungen der Landesrätin lassen in dieser Hinsicht Schlimmstes befürchten. Gemeinhin werden vorrangig Kostenargumente vorgebracht, wenn es darum geht, die klassische Ausbildung zu diskreditieren; diese scheinen in Ihrem Fall gar nicht zu greifen, wenn man sich die Fakten genauer ansieht, daher wird sofort ideologisch (und in meinen Augen rein populistisch) argumentiert.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Meraviglia-Crivelli
Generalsekretär
Gustav Mahler Jugendorchester