Beim Poetry Slam am 25. Mai wurde eine Reihe sehr, sehr interessanter literarischer Texte vorgestellt. Allerdings ging der eine oder andere Text angesichts der gekonnten Performance so manchen Slammers unter.
Deshalb beschloss das Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ einen literarischen Wettbewerb an den Slam anzuhängen. Die Schüler*innen durften einen ihrer Texte noch einmal einreichen, eine Jury, bestehend aus Kathrin Bragagna (Redakteurin bei RAI - Sender Bozen), Prof. Renate Rieder (Englisch) und Dir. Martina Adami, kürte die Siegertexte.
Im Folgenden das Ergebnis. Die Siegerehrung fand am 14. Juni im Foyer der Schule statt.
1. Preis: Sie
Annalena Kluge (3Gym)
(immer wieder überraschender Text, sehr originell, mit herausragendem Sprachgefühl, unerwartete wunderschöne Bilder, sehr, sehr poetisch, sehr vielschichtig und tiefgründig)
2. Preis: Angry Children
Isabella Burchia (4Gym)
(ausdrucksstarker Text, der das gewählte Thema auf den Punkt bringt, sehr lebensnah, sprachlich sehr präzise, gelungene Bilder gewählt, beeindruckende poetische Reise von Ärger zu Verzweiflung)
3. Preis: Wir sind Traumkünstler
Magdalena Pintori (5 CS)
(schöne Textrahmung mit wunderbaren Bildern und gelungenen Text- und Themenverknüpfungen – besonders gefallen hat das Spiel zwischen Sehnsucht und Realität und die Darlegung der Schönheit des „Dazwischenseins“)
4. Platz: Reality Breaks
Alicia „John“ Gritta (4DM)
(gelungene Annäherung an ein sehr ernstes Thema, mit beeindruckender vielschichtiger Aufnahme des „Sehens und Erblickens“ der Welt)
5. Platz: Gedanken sind Wasser
Lena Moroder (3DM)
(interessantes und gelungenes Spiel mit dem Thema „Wasser“, besonders gefallen haben auch die Einschübe des Ladinischen, und ganz besonders beeindruckend für die Jury war der Schluss dieses Textes)
Kathrin Bragagna (RAI, Sender Bozen), Jurymitglied, hat uns ein kurzes Statement über ihre Eindrücke zukommen lassen:
Als ich gebeten wurde, Teil dieser Jury zu sein, die die Texte des Poetry Slam auf ihre sprachliche und stilistische Qualität hin beurteilen sollte, glaubte ich zu wissen, welche Art von Texten ich lesen würde: typische Jugendthemen wie Mode, Musik und vielleicht ein bisschen Jugendkultur.
Ich wurde aber positiv überrascht: die behandelten Themen sind vielfältig, tiefgehend und beeindruckend. Die jungen Autorinnen und Autoren schreiben über psychische Gesundheit, ihre Zukunft, Europa, aber auch über ihre eigene verärgerte Generation. Alle Texte gemeinsam zeichnen ein sehr genaues Bild unserer Jugend: sie ist nachdenklich, kritisch und sich vieler Probleme bewusst. Und was mich noch viel mehr überrascht, ist der kreative und sichere Umgang mit mehreren Sprachen: die Texte wurden auf Deutsch und Englisch verfasst, viele mit Textfragmenten auf Französisch, Ladinisch und Italienisch.
Alle Autorinnen und Autoren haben große Kreativität an den Tag gelegt. Es sind zum Teil sehr direkte, ausdrucksstarke Texte entstanden. Im Gegenzug dazu stehen sehr poetische Texte, die in wunderbaren Bildern sprechen. Beide Textarten haben wir bei der Prämierung bedacht, denn beide Ausdrucksweisen sind wichtig und zeichnen ein großartiges Bild unserer Jugend.
Abschließend finde ich es noch wichtig zu erwähnen, dass alle Texte so unterschiedlich sind, wie es wahrscheinlich auch ihre Autorinnen und Autoren sind: Schreibstil, Textform und Sprache werden eigentlich von allen gekonnt eingesetzt, um wichtige Herzensthemen anzusprechen – manchmal sehr poetisch, manchmal direkt und geradeheraus und manchmal auch mit einem Augenzwinkern