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Erasmus+

Der heurige Start in das neue Schuljahr war für uns ein ganz besonderer: Nicht jedes Jahr fährt man gleich zu Beginn nach Wien um sich den Werkstätten unserer Partnerschule und den - in verschwenderischer Fülle vorhandenen - Museen und Ausstellungen zu widmen.

Ein Direktzug brachte uns am Sonntag in der Früh in die österreichische Hauptstadt. Die 6-7 Stunden im Zug vergingen verhältnismäßig schnell, am Brenner wechselte, wie so oft, das Wetter - leider nicht zum Besseren. Im Speisewagon, während die bewölkt-verregnete Landschaft am Fenster vorbeirauschte, wurde uns nun auch wieder in Erinnerung gerufen, was uns wohl - als einziges - in dieser Woche fehlen würde: ein guter und bezahlbarer Kaffee. Nun, wie sich im weiteren Verlauf herausstellen sollte, es war bei weitem nicht so schlimm wie wir es uns bei der Anreise, halb im Scherz, ausmalten.

Am ersten Tag empfing uns unsere Partnerklasse gleich nach dem Frühstück mit - genau, einem zweiten Frühstück im Gartenbereich der Schule. Auf dem Dachboden des Gebäudes, nachdem wir den Blick auf die Stadt hatten schweifen lassen, berichteten uns die Wiener Schüler*innen von ihren urbanen Lieblingsplätzen: Tipps, von denen wir uns natürlich so viele wie möglich für die anstehende Woche merkten.    

Am Nachmittag besuchten wir die Albertina, wo schon zwei Highlights auf uns warteten: die Sonderausstellungen über Jean-Michel Basquiat und Tony Cragg. Natürlich ist auch die Dauerausstellung der Albertina „Monet bis Picasso, die Sammlung Batliner“ eine grandiose Sammlung und immer wieder einen Besuch wert. Nach einem Burrito beim Mexikaner war auch der zweite Tag viel zu schnell besiegelt. Am nächsten Tag starteten wir dann konkret mit den im Voraus erdachten Projekten, einige Schüler*innen gingen in eine der Goldschmiede-Werkstätten, die anderen in den Druckraum zum Siebdruck. Die beiden Metall-Werkstatt-Gruppen arbeiteten heuer mit dem Sandguss-Verfahren, die zweiteiligen Formen wurden natürlich nicht mit Silber, dafür aber mit Zinn, gefüllt. Passend zum Thema „connected“, wurde am letzten Tag eine Kette erstellt, in der die gegossenen Arbeiten zu einer einzigen verbunden wurden. Somit ergab sich ein anschauliches Ausstellungsstück, als Einzelarbeiten mit einer Größe von ca. 2 x 2 x 1cm wäre der visuelle Impakt wohl bescheidener ausgefallen. Im gleichen Sinne druckte die Druck-Gruppe ihre Motive nicht nur auf Shirts, Pullover und Taschen, sondern auch auf eine XXL-Leinwand. Beide Arbeiten werden diesen Herbst in Wien gezeigt, die Ausstellung der in Bozen angefertigten Arbeiten hat hingegen bereits im Frühsommer stattgefunden.

Natürlich schauten wir uns in der restlichen Zeit viele weitere Museen und Ausstellungen an, angefangen beim mumok (wo die Ausstellung „Collaborations“ hervorragend zu unserem Thema passte) über die beiden Klassiker Leopold-Museum sowie Kunsthistorisches Museum bis hin zur erst eröffneten Heidi Horten Collection. Da nicht weit von unserer Unterkunft am Westbahnhof gelegen, wagten wir uns sogar ins Schloss Schönbrunn, wo wir die Parkanlage und einen kleinen Teil der sage und schreibe 1441 Zimmer besichtigten. Man wird dabei zwar, sozusagen zwangsgeführt von audiogeguideten Mit-Touristen, durch die Gänge, Säle und Zimmer geschoben - aber trotzdem war es imponierend in den Räumen zu sein, wo beispielsweise einst Mozart als Kind seine ersten Konzerte hielt.     

Auch außerhalb von Gärten, Museen und Schule gab es gar einiges zu unternehmen: Naschmarkt, Stephansdom, Prater, die vor allem von Seiten der Schüler*innen herbeigesehnte Shopping-Runde und natürlich- vor allem am Abend- eine vielfältige und multikulturelle Küche. Besonders gefreut haben uns auch die Treffen mit Ex-Schülern an den beiden letzten Abenden, Schüler, die nun in Wien ihr Studentendasein auskosten und einiges zu erzählen hatten. Auch das Abendessen mit den Wiener Schüler*innen sowie der entsprechenden Lehrerschaft, das am Anfang der Woche stattgefunden hat, ist uns sehr in Erinnerung geblieben.

Wie man sich vorstellen kann, war der Samstag schnell erreicht und am Nachmittag startete wieder ein Direktzug, der uns, nun bereichert durch neue Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke, zurück in den Alltag brachte. Durch eine glückliche Begebenheit ist sich am Samstag-Vormittag noch ein spontaner und sehr interessanter Besuch bei Alessandro del Pero, einem seit kurzem in Wien arbeitenden Südtiroler Künstler, ausgegangen.

Niederegger Michael