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Liebe Schüler*innen, liebe Eltern,

das Coronavirus ist noch nicht besiegt, wir werden uns weiterhin an die strengen Ausgangssperren halten müssen…

Die Zeit ist belastend, traurig für uns alle, die Menschen aber reagieren ganz unterschiedlich darauf, auch hier in der Schule.

Es gibt einzelne wenige, die den Kopf in den Sand stecken und wochenweise nichts von sich hören lassen – gerade diesen Menschen müssen wir versuchen Mut zuzusprechen. Es gibt sehr, sehr viele, die bereitwillig mithelfen und auch die Umsetzung der ständig wechselnden Anweisungen und Dekrete mitorganisieren.

Es gibt zahlreiche Lehrpersonen, die mir mit großem Engagement mitteilen, wie sie die klassenraumlose Zeit mit ihren Schülern überbrücken und Unterricht möglich machen wollen – dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken!

Für mich waren die letzten Wochen wie wahrscheinlich auch für Sie keine besonders angenehme Zeit. Ich sorgte mich um Schüler*innen und Lehrpersonen, die über ein Erasmusmusplusprojekt einige Wochen in Gran Canaria verbrachten und von einem Tag auf den anderen Spanien verlassen mussten und dringend ein Flugzeug benötigten, das sie in die Nähe von Südtirol brachte. Ich musste das Schulgebäude auf Anweisung von oben schließen und durfte keine Außenstehenden mehr hereinlassen (dazu zählen auch die Lehrpersonen). Ich musste schweren Herzens die nicht leichte Entscheidung treffen die geplanten Reisen abzusagen. Ich habe mit meinen Mitarbeitern versucht die in dieser Zeit bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

Aber nicht alle hatten dafür Verständnis. Die einen forderten vehement, ich sollte aus dem Nichts heraus Skypeunterricht organisieren, weil Schulen mit einzelnen Lehrpersonen (nicht flächendeckend – es aber so darstellten) dafür Eigenreklame machten, andere drohten mir, weil ich in Absprache mit anderen Schulen und der Bildungsdirektion Reisen stornierte und Stornogebühren nicht verhindern konnte.

Aber es gab auch viele, viele gute Momente und ich glaube fest daran, dass man in solchen Notzeiten die Menschen am besten kennen lernt.

Es gab wiederholte Anrufe oder Mails von Eltern mit einem herzlichen Dankeschön, mit guten Wünschen, mit dem Angebot für weitere Unterstützung, es gab nette Schüler*innenmails, es gab ganz tolle Telefongespräche mit Lehrpersonen, es gab von Seiten wirklich vieler Lehrpersonen und Schüler große Bereitschaft aktiv mitzuhelfen und die Situation zu meistern.

Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Danken möchte ich auch den Mitgliedern meines Sekretariats, ganz besonders Herrn Prinoth, Frau Waldner, Frau Stampfer, Frau Authier, Frau Mattedi, Frau Fink, Frau Furiano, und unserem Hausmeister, Herrn Roland Stimpfl, weil sie – ohne zu klagen, aber mit vielen konstruktiven Vorschlägen und Ausgeglichenheit mitgeholfen haben die Situation zu meistern. Ohne sie wäre unsere Schule ein ganzes Stück ärmer.

Ich möchte aber auch der Landesschuldirektorin, Frau Sigrun Falkensteiner, ganz, ganz herzlich danken – dafür, dass sie jederzeit erreichbar ist und mithilft Lösungen zu finden. Auch wenn die Medienpolitik des Landes nicht immer durchschaubar ist (beispielsweise wurden 15.000 Euro pro Schule für den Ankauf von digitaler Ausstattung und Hilfsgeräten angekündigt, ohne dass die Schulen Zugriff auf diese Gelder bekommen haben), sind Ansprechpartner in diesen Zeiten ganz, ganz wichtig.

Und ich möchte auch euch einladen, liebe Schüler*innen, ein kleines Dankeschön an diejenigen Lehrpersonen zu sagen, die sich in diesen Wochen als Pädagogen mit ganz viel Engagement und Erfindungsreichtum zeigen. Damit würdet ihr wahrscheinlich dem einen oder anderen eine kleine Freude bereiten. Wir haben in den letzten Wochen alle wahrgenommen, wie wichtig der Unterricht in der Klasse ist und dass er durch nichts ersetzt werden kann. Aber Zwischenlösungen in Notzeiten müssen sich trotzdem finden lassen – dafür braucht es die Bereitschaft aller.

Mit wäre es wichtig zu erfahren, was man eventuell verbessern könnte. Ich freue mich aber auch über Rückmeldungen zu besonders gelungenen Beispielen. Ihre und eure Mails, liebe Eltern, liebe Schüler*innen (bitte nur mit konkreten sachlichen Hinweisen), helfen mir und den weiteren Verantwortlichen dieser Schule besser zu machen, was in der gegenwärtigen Situation, die uns wahrscheinlich alle überfordert, noch nicht ganz so gut klappt.

Ich möchte dieses Info mit einer Einladung an alle abschließen, zu überdenken, was jeder Einzelne in seinem Leben und seinem Denken verändern könnte/sollte, um eine solche oder noch schlimmere Situation in Zukunft zu verhindern. Müssen wir stets irgendwelchen Zahlen und Rekorden nachjagen? Geht es uns nur dann gut, wenn die Wirtschaft wieder um 5 - 10 % (ohne Rücksicht auf Verluste) gewachsen ist? Was hat uns in den letzten Wochen besonders gefehlt, was hat sich als nicht so wichtig erwiesen? Warum? Wir sollten die Warnung ernst nehmen und nach dem Ende des Lockdowns nicht übergangslos wieder in unseren Alltagstrott zurückfallen.

In Nordtirol z. B. durfte man nicht mit Kindern spazieren, dafür aber mit Hunden Gassi gehen. Und Dr. Heidegger erklärte frisch von der Leber weg, wer in Mangelzeiten in welcher Reihenfolge behandelt würde: zuerst Ärzte und Pflegepersonal, sie retten ja Leben, dann die Leute, die für die öffentliche Ordnung zuständig sind, z. B. die Feuerwehr – weiter kam er nicht; ich frage mich, wo wir (Lehrpersonen, Schüler, andere Berufe…) in dieser Reihenfolge stünden und wie wichtig wir für unsere Gesellschaft sind.

Das Coronavirus hat die Absurditäten unserer Zeit noch mehr als üblich auf die Spitze getrieben. Manches war für mich gar nicht mehr fassbar. Aber ich glaube immer noch – und ich bin eine unverwüstliche Anhängerin der Aufklärung – dass der Mensch zum Nachdenken fähig ist. „Sapere aude“ ist – meine ich – höchst an der Zeit unserer Gesellschaft zuzurufen, sich auf grundlegende Kompetenzen zu besinnen und auf eine gemeinsame Verantwortung, in einer Gesellschaft, in der jede/r seinen/ihren ganz besonderen Wert hat und haben sollte.

Danke

und Frohe Ostern (auch wenn wir das Fest heuer nicht richtig feiern können, die Osterbotschaft sollte trotzdem gültig sein)!

Dir. Martina Adami