Liebe Eltern, liebe Schüler*innen,
ein extrem strenges Jahr geht zu Ende – auch für mich, weil ich ständig das Gefühl hatte, die Jammernden und Klagenden trösten zu müssen, sie auf neue, auf andere Möglichkeiten verweisen zu müssen, ihnen deutlich machen zu müssen, dass auch andere, neue Wege funktionieren können –
das mussten nicht unbedingt die Wege sein, welche die Medien (manchmal als einzige Wahrheit) präsentierten, das mussten auch nicht unbedingt die Wege sein, die uns die Politik mit ihren nicht immer kohärenten Entscheidungen vorgegeben hat.
Und trotzdem: Ich behaupte, dass die Meisten unserer Schüler*innen in diesem Jahr extrem „gewachsen“ sind, weil sie einfach durch die Situation selbst gezwungen wurden, mehr Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu übernehmen.
Die Schüler*innen mussten lernen, sich selbst zu organisieren, auch die Art und Weise der Kommunikation, des Miteinander veränderte sich. Jeder musste hier neue Wege finden und ich danke Lehrpersonen und Schüler*innen für ihr Engagement, ihren Einfallsreichtum, aber auch die Bereitschaft, sich mit anderen Bedingungen von Schule auseinanderzusetzen und etwas daraus zu machen. Ich bin diesbezüglich hochzufrieden.
Zuweilen hatte man das Gefühl, einzelne „Schreier“ bestimmten das Geschehen im Land und damit auch das Schulgeschehen.
Dass trotzdem so Vieles gelungen ist, dafür danke ich allen sehr, sehr herzlich.
Wir werden dieses Jahr in Ruhe aufarbeiten, v.a. werden wir darauf achten, welche digitalen Möglichkeiten wir auch in Zukunft sinnvollerweise nutzen möchten: Das betrifft die Organisation der Elternsprechtage, v.a. aber betrifft es didaktische und methodische Möglichkeiten, an denen wir weiter arbeiten möchten.
Kompetentes Personal ist an der Schule – wir haben das Know-how und ich lade alle ein, uns zu vertrauen und die Schule nicht zu einem Schmelztiegel zu machen, in den jeder (ungeprüfte) Vorschlag von außen sofort hineinmuss – etwas wird dann schon herauskommen. Gute Schule baut anders auf – auch da planen wir für das nächste Schuljahr Verschiedenstes, damit ein guter Neuanfang nach Corona gelingen kann.
Ein zentrales Thema, das uns nicht zuletzt Corona bewusst gemacht hat, sind Aufgabenstellungen und Bewertungsmöglichkeiten: Woran lassen sich Lernfortschritte tatsächlich feststellen? Wie können Schüler*innen Lernfortschritte deutlich machen?
Das ist ein zentrales Thema, an dem wir in den nächsten Jahren wieder ganz besonders und fokussiert arbeiten möchten.
Die schulinterne Evaluation ist in diesem Schuljahr neu konzipiert worden, ebenso haben wir ein (aus meiner Sicht) extrem spannendes Konzept zur gesellschaftlichen Bildung und Orientierung ausgearbeitet. All diese Arbeiten waren ziemlich zeitintensiv, haben viel Geschick in der Teamarbeit erfordert. Herausgekommen sind – glaube ich – Konzepte, auf die wir in den nächsten Jahren gut aufbauen können.
Und noch eine wesentliche Grundlage unseres Verständnisses von Schule, Ausbildung und Bildung haben wir auch in Coronazeiten nicht vernachlässigt, obwohl es nicht leicht war:
den Blick regelmäßig über den Tellerrand zu heben, Augen und Ohren auch über die Grenzen unseres kleinen Ländchens weit zu öffnen. Es ist uns gelungen, einen spannenden Austausch mit Australien zum Thema „Cultural Leadership“ zu organisieren, das Kosmonautenmuseum in Moskau virtuell (in englischer und russischer Sprache) zu besichtigen, die Erasmusplusprojekte im Klassischen Gymnasium (Minderheiten in Europa) und Kunstgymnasium (Gender) weiterzuführen, weitere Erasmusplusprojekte zu initiieren (sprachsensibler Fachunterricht; Sprachen in Europa) und wir denken daran, die Austauschmöglichkeiten mit anderen europäischen Ländern auch im Sprachengymnasium wieder zu erweitern. All das erforderte sehr viel Kreativität, Originalität, gute Kontakte und Engagement. Ich danke allen, die hier bereit waren, positiv zu denken und sich nicht von der gegenwärtigen Situation abschrecken zu lassen.
Ich ersuche alle, sich all das (in all seinen Facetten), was auch im heurigen Jahr passiert ist, bewusst anzuschauen und erst dann zu urteilen – wir leben in einer Welt, die nicht mehr gelernt hat, ihre Urteile zu motivieren, zu begründen, zu vertiefen – man „schießt schnell“ und fordert und vergisst gerne, das Entscheidungen nicht nur für den Moment getroffen werden.
Was unseren Antrag auf ein Musikgymnasium betrifft, so wird die Landesregierung dem wahrscheinlich nicht folgen. Die Landesschuldirektorin hat von Anfang an dagegen gehalten, vor allem konnte sie nicht vom Mehrwert überzeugt werden: Landesschwerpunkt Musik und Musikgymnasium seien eh kaum voneinander zu unterscheiden, deshalb müsse unserem Antrag nicht stattgegeben werden. Aber wir werden trotzdem versuchen, notwendige Veränderungen im Landesschwerpunkt zu schaffen; eine Vordenkergruppe ist bereits eingerichtet, spannende Ideen warten auf Diskussion und Umsetzung.
Die Idee, gerade die kulturelle Ausbildung in unserer (für mich nach wie vor) großartigen Schule mit den vier Fachrichtungen noch deutlicher zu machen, noch stärker hervorzuheben, in einer Zeit, wo der Kulturbegriff leider immer mehr an Wert verliert, weil die Qualitätsdiskussion verloren gegangen ist, wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre werden. Die erfolgreiche Teilnahme unserer Schüler*innen an Schreib- und Redewettbewerben, das Engagement unserer Schüler*innen beim Festival Studentesco, die Diskussionen mit Journalisten und Experten von außen, bei denen unsere Schüler*innen regelmäßig und überaus gelobt werden, gibt uns auf diesem Weg recht.
Am Schluss dieses Schuljahres warten auf uns alle noch wichtige Veranstaltungen, die ebenfalls dieses kulturelle Engagement beweisen: Ich lade Sie ein zum Poetry Slam, der am 27.5. in unserem Schulhof stattfindet, ich lade Sie ein, sich die Klassenkonzerte, die aus naheliegenden Gründen noch immer nur digital weitervermittelt werden können, auf Youtube anzusehen (die Links folgen – entweder persönlich an die Eltern oder auf unserer Homepage) und auch die zweite Nummer unserer Schülerzeitung „Kultu(h)r“ ist fast druckfertig.
Ich wünsche allen alles Gute, einen schönen Sommer
und unseren Schüler*innen der 5. Klassen wie immer alles, alles Gute für die bevorstehende Abschlussprüfung
Dir. Martina Adami