Liebe Eltern, liebe Schüler*innen,
der Frust vieler Lehrpersonen ist groß. Leider. Bereits am Beginn eines Schuljahres.
Bis zu einem bestimmten Grad ist er für mich als Schulführungskraft nachvollziehbar – auch wenn die geplanten Protestaktionen die Falschen treffen.
Trotzdem ist es positiv und wichtig, dass Schule und Lehrpersonen auf sich aufmerksam machen.
Der Frust über immer wieder versprochene, aber nicht realisierte Nachzahlungen und Inflationsangleichungen lässt sich verstehen.
Und dass der Geduldsfaden irgendwann reißt, auch. Die Partner an den Verhandlungstischen haben dazu leider Einiges beigetragen. Dass Lehrpersonen in diesem Kontext sagen, wir lassen von unserem Protest erst ab, wenn wir das versprochene Geld tatsächlich schwarz auf weiß auf unserem Gehaltszettel sehen, lässt sich ebenfalls verstehen.
Ab da aber wird das Ganze etwas komplexer…
Der Slogan „Wir müssen das Bildungssystem, das Schulsystem in Südtirol retten“ scheint mir ein gefährlicher Slogan. Warum?
Weil er so viel und am Ende doch so wenig aussagt. Was bedeutet Rettung des Systems? Ist es damit getan, dass Lehrpersonen mehr Gehalt bekommen? Ist es damit getan, wenn man verhindert, dass ein paar Südtiroler Lehrer sich für einen Job in Österreich entscheiden?
So wird im Moment die Diskussion geführt und es scheint nur mehr Schwarz und Weiß zu geben.
Mit diesem Slogan ist es nicht getan!
Und in dieser Form lassen sich sicher auch keine tragfähigen Lösungen für komplexe Probleme liefern.
Die Stimme von Lehrpersonen, die einen Mittelweg und andere Formen von Protest sähen, die in der Sache, aber nicht in der Form zustimmen, gehen im Moment in der Welle des radikalen Protests unter.
Dennoch ist die Diskussion noch nicht zu Ende und auf jeden Fall sollte man die Gunst der Stunde nutzen, Schulqualität wieder einmal auf allen Ebenen zu überdenken und gute Lösungen zu finden. Welche Veränderungen sind auf übergreifender Ebene, welche auf Schulebene notwendig?
Gesellschaft verändert sich im Moment radikal, die Schule muss reagieren, jede einzelne Lehrperson hat die Aufgabe, gemeinsam mit der eigenen Schule, gemeinsam mit Fachkollegen, mit Kollegen in den Klassenräten, über Fortbildungsangebote, gemeinsam mit einer reichen Palette an Hilfsangeboten, aber auch manchmal allein im eigenen Unterricht notwendige Änderungen umzusetzen.
Das ist normal und es ist absolut legitim, dass aktuelle Problemstellungen benannt werden.
Immerhin: Es ist ein riesiger und nicht zu unterschätzender Vorteil der Südtiroler Schulen, dass sie für sich im Rahmen ihrer Schulautonomie zwar nicht mehr Geld auszahlen können, aber sehr wohl strukturelle Veränderungen andenken und in einem bestimmten Rahmen auch umsetzen könnten.
Und ich glaube, dass diesbezüglich bei all dem, was wir als Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ in den letzten Jahren erarbeitet haben, auch im neuen Schuljahr weitere Verbesserungen möglich sein werden.
Dass fast alle Angebote außerhalb der Schule (außer bereits im Vorjahr Geplantes und die Erasmusplusprojekte) gestrichen wurden, ist schade.
Dass aber bestimmte externe Partner jetzt so tun, als ob Bildung ohne sie nicht möglich wäre, ist genauso absurd wie vieles andere in dieser Zeit.
Schule kann Bildung durchaus auch ohne externe Partner garantieren und sie leistet sehr viel mehr als das, was einzelne, punktuelle Angebote bieten können – aber natürlich haben die Möglichkeiten, die es bisher gab, durchaus auch sehr sinnvolle und für Schüler*innen auch interessante, unterrichtsergänzende Kooperationen eröffnet.
Dass in den letzten Jahren das Überangebot für uns als Schulen zu belastend geworden ist, ist auch richtig und muss überdacht werden – nur alles zu verdammen ist schade!
Gleichzeitig muss aber auch betont werden, dass die zusätzlichen Angebote kein Grundrecht für Schüler*innen sind. Es liegt im Ermessen der zuständigen Gremien, eine angemessene Planung zu garantieren.
Wir im Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ nutzen das heurige Schuljahr dafür, schulinterne Fortbildungen unser Dreijahresprogramm betreffend sehr ernst zu nehmen und das ganze Jahr über so zu vernetzen, dass zwei wesentliche Bereiche, die uns ein großes Anliegen sind, noch besser entwickelt werden. Gleichzeitig steht in diesem Schuljahr wieder die externe Evaluation an. Was macht tatsächlich Unterrichtsqualität aus? Sich wieder einmal Zeit zu nehmen, gemeinsam darauf zu schauen, ist sicher nicht verkehrt.
Ein weiterer Schwerpunkt kommt in diesem Schuljahr hinzu: der Umgang mit dem Handy und der sinnvolle Einsatz von KI an der Schule.
Zum Umgang mit dem Handy wird es einen eigenen runden Tisch mit Vertretern von Schülern, Eltern, Lehrpersonen, der Schulsozialpädagogin und der Schulführungskraft geben, so dass wir hoffentlich eine gute, begründete, wissenschaftlich gestützte, für alle halbwegs nachvollziehbare Lösung für die nächsten Jahre finden werden.
Auch die Abschlussprüfung wird sich wahrscheinlich wieder verändern. Dazu wird es rechtzeitige Informationen von Seiten der Schulführungskraft und den Klassenvorständen der fünften Klassen geben.
Sie sehen, es wird wieder ein arbeitsreiches Jahr sein. Ich freue mich trotz allem sehr darauf!
Dir. Martina Adami