Bild
Klassikerfest23

In einer Schule mit vier Fachrichtungen, von denen zwei sehr deutlich hör- und sichtbar sind, ist die Arbeit im Klassischen Gymnasium eine vergleichbar stille und zurückgezogene.

Aber der Eindruck täuscht.

Bei dem inzwischen traditionellen Klassikerfest am Ende des Schuljahres stellten die fünf Klassen des Klassischen Gymnasiums einander die Höhepunkte ihres Schuljahres vor. Was im heurigen Schuljahr alles im Regelunterricht und über den Regelunterricht hinaus initiiert und erarbeitet wurde, war großartig.

Damit sind auch alle Gräuelmärchen, die gerne auch heute noch bei Rückblicken auf das ehemalige „Klassische“ gestreut werden, eindeutig Lügen gestraft.

An dem wirklich zauberhaften Vormittag, durch den Manuel und David aus der 5 gym souverän führten, begannen Schülerinnen der ersten Klasse von ihrem ersten Jahr am Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ zu erzählen und dankten ihren Tutoren aus der 4. Klasse, die sie mit Humor und „strenger Klarheit“ das ganze Jahr über begleitet haben. Nach dem gemeinsamen Intermezzo „Gaudeamus igitur“ in besonderer musikalischer Ausprägung berichtete die 2 gym über die ereignisreiche Fahrt nach Pompeji und Herculaneum. Die dritte Klasse bescherte dem Publikum aus Schülern und Lehrpersonen einen ganz besonderen Leckerbissen: Sie trugen das „Pervigilium Veneris“, ein spätantikes lateinisches Gedicht, das die Wiederkehr des Frühlings am Vorabend eines traditionellen Venusfestes zum Thema hat, in eigenständiger musikalischer Bearbeitung vor.

Der Höhepunkt aller Studienjahre, die Fahrt nach Griechenland, wurde mit ganz besonderer Begeisterung vorgestellt. Im Anschluss präsentierten Arno und Alex selbst verfasste Herkulesproömien, einmal in traditioneller Form, im Hexameter, und einmal sehr modern, als Rap.

Die verschiedenen Stationen der Erasmusplusprojekte (zum Thema (V)erkannte Vielfalt: Minderheiten in Europa) im heurigen Schuljahr wurden von einem Poetry-Slam-Vortrag umrahmt. Dann hatten die Schüler*innen verschiedene Präsentationsformen von Kahoot bis hin zu einem kleinen Video gewählt, um ihre Erfahrungen vorzustellen. Das siebenbürgische Braşov und der Besuch der Roma-Siedlung Dendropotamos in Thessaloniki waren in ganz besonders berührender Erinnerung geblieben.

Die 5 gym trauerte um ihr Klassenmaskottchen und hatte eine eigene „Historia Pollonis Gaughinii“ zur Erheiterung der Zuhörer*innen verfasst. Das neue Maskottchen wurde feierlich an die Nachfolgeklasse übergeben.

Dann wurde wie immer die 5 gym von der ersten Klasse auf ihre „Maturareife“ geprüft: theoretisch und praktisch – auch das mit cleveren Fragen und witzigen Hinweisen.

Die Klassen durften jeweils nur ein Thema vorstellen. Sonst hätten sie vielleicht auch vom nächtlichen Symposion in der Schule, von den Philosophietagen in Neustift, von den Olimpiadi d'italiano, von dem Festival Studentesco, von den Wissenschaftstagen (Philosophie, MINT-Fächer und Griechisch) und von vielen, vielen anderen ganz unterschiedlichen Anlässen und Arbeitsthemen gesprochen.

Nach der Verleihung des diesjährigen Literaturpreises des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“, dessen Plätze 1 und 2 an Schüler*innen der Klassischen Fachrichtung gingen, fand das Klassikerfest seinen gemütlichen Abschluss bei einem gemeinsamen Picknick im Bozner Herzogspark.

Das Fest, das von einem Lehrer- und Schülerteam rund um Prof. Anna Christoph organisiert worden war, beeindruckte zutiefst und hat sich einmal mehr als ganz wichtig erwiesen, als Reflexion, aber auch als gemeinsamer Jahresabschluss einer besonderen und beachtenswerten Studienrichtung.