Das Konzert des Landesschwerpunkts Musik am Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ in der Bozner Dominikanerkirche wurde mit „Magnificat“ betitelt. Einer der Höhepunkte des Konzerts war denn auch das an den Schluss gestellte Magnificat in C-Dur von G. P. Telemann.
Das Magnificat, der Lobgesang Mariens, beginnend mit „Magnificat anima mea Dominum“, gehört in den Rahmen der Kindheitsgeschichte Jesu nach dem Evangelisten Lukas. Maria preist in der Begegnung mit ihrer Kusine Elisabeth und auf Grund ihres Glaubens Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen, Hungernden zuwendet, dagegen die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen stürzt. Telemann, geboren 1681, hat das Magnificat in C-Dur um 1705 während seiner Leipziger Zeit als Student der Rechte geschrieben.
Warum diese lange Werkbeschreibung? Weil die Aussagekraft und das besondere Flair dieses Konzerts ganz stark auch auf der Stückauswahl beruhten. Und weil dieses Konzert nach einer ewig langen Coronapause sehr befreiend wirkte, aber auch noch sehr nachdenklich stimmte und an die so genannten „Disrupturen“ erinnerte, die uns noch immer Tag für Tag erschüttern. Das hat sowohl Dir. Martina Adami in ihren Grußworten als auch der Schüler Hannes Vonmetz bei seiner kleinen Stückerläuterung während des Konzerts betont.
Coronanachwirkungen in vielfacher Hinsicht, Ukrainekrieg, gesellschaftliche Veränderungen nach Corona – gerade Jugendliche sind noch immer stark belastet und nicht bereit, sang- und klanglos vor Corona anzuknüpfen. Und das hat sich bei diesem Konzert mehr als deutlich gezeigt. Das Konzert war auch ein Benefizkonzert zugunsten der Ukrainehilfe.
Auf Mozarts „Ave verum“, stimmlich sehr, sehr fein ausgearbeitet, folgte die „Laudatio für Horn solo“ von Bernhard Krol, geschrieben 1966, gedacht als eine spirituelle musikalische Frage. Immer wieder wird die Suche nach dem „Verstehen“ musikalisch betont. Die Trio-Sonata in c-Moll von J. J. Quantz, das Konzert in G-Dur von W. Gluck, das Bourrée anglaise aus der Partita für Flöte von J. S. Bach, die Pastorale in a-Moll von W. F. Bach und die Sinfonia Concertante von W.A. Mozart umrahmten in ihrer befreienderen Intensität für den Zuhörer vielleicht sehr viel sperrigere Stücke, die allesamt von den Schüler*innen in ganz besonderer Sensibilität dargebracht wurden.
Das Harfensolo „Au matin“ von Marcel Tournier, geschrieben 1940, lud genauso zum Hinterfragen unseres Verständnisses von Well Being und Grenzüberschreiten ein wie der 1. Satz des Cellokonzerts von Edward Elgar, entstanden unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Auch „Permafrost: Aufeis“ des belgischen Komponisten Ludwig Albert, der als einer der ganz großen Marimba-Virtuosen und Schlagwerkpädagogen bekannt ist, macht, wie schon im Titel angedeutet, auf Eis und Kälte, aber auch die Schönheit dieses Eises aufmerksam. „Permafrost: Aufeis“ ist mitten in der Coronapandemie geschrieben worden.
Das gesamte Konzert war von diesen Widersprüchen getragen, stimmig in Auswahl und Vorträgen, ein wunderschönes Ganzes – sehr bewegend, immer wieder aufhorchen lassend in der Qualität der Vorträge, in der Stimmenstärke der Chöre, ganz besonders in den beeindruckenden strahlenden Höhen der Soprane, in der Harmonie des Schulorchesters (das über die verschiedenen Fachrichtungen der Schule und in enger Zusammenarbeit mit dem Bozner Konservatorium zusammengesetzt war) – wirklich zutiefst beeindruckend.