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Dr. Martina Adami

Überlegungen der Direktorin

Wozu das Klassische in heutiger Zeit?

... weil ich über die genaue und vertiefte Beschäftigung mit diesen Sprachen ganz viel über Sprache an sich erfahre und ein sehr, sehr großes Sprachbewusstsein (auch für Muttersprache und Fremdsprachen) entwickeln kann; ich nehme mir Zeit, Sprache an sich zu betrachten und gewinne ein Höchstmaß an Sprachwissen, das mir für die weitere Beschäftigung mit Sprachen von immensem Nutzen ist

... weil ich über Sprache und Sprachgeschichte(n) ungeheuer viel und Interessantes über unsere eigene Kultur erfahre und dafür sensibilisiert werde (eine der für mich und meine Schüler/innen schönsten Lateinstunden war eine ungeplante Diskussion über die Begriffe „pomus“ und „pomum“. „pomum“ – die runde Frucht – lebt in Begriffen wie „Erdäpfel“, „pomodoro“ oder „pomme de terre“ weiter; warum wurden diese Bezeichnungen verwendet, wann hat man sie so benannt, seit wann waren diese Früchte in Europa bekannt …? – Solche Diskussionen und Entdeckungen schärfen das eigene Weltbewusstsein und trainieren v. a. das wichtige kulturelle Vernetzungswissen)

... weil das Klassische nicht nur auf Griechisch als besonderes Fach beschränkt bleibt – die intensive Beschäftigung mit Texten aus älterer und näherer Vergangenheit und die intensive fächerübergreifende Zusammenarbeit (mit Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte, Rechts- und Wirtschaftskunde, Naturwissenschaften) ermöglichen mir einen vertieften Einblick in europäische Kultur und lassen mich Zusammenhänge tatsächlich „verstehen“; d.h. nicht, dass das Klassische nur in der Vergangenheit schwelgt, aber es betrachtet Gegenwart, indem es sich für die Vergangenheit (im umfassenden Sinn) Zeit nimmt.

Und es gibt noch einen ganz zentralen Grund, der das Klassische topaktuell macht: Im Klassischen lerne ich Texte (welcher Art auch immer und unabhängig vom Publikationsmedium) zu entschlüsseln, zu verstehen, zu hinterfragen, sensibel zu werden für Botschaften unterschiedlichster Natur, für Gesagtes, Halbgesagtes, Ungesagtes. Das ist eine Kompetenz, die in unserer Zeit immer wichtiger wird und die eigentlich nur mehr im Klassischen Gymnasium aufgebaut wird. Wer über sie verfügt, beherrscht Wesentliches und Grundsätzliches, um sich in unserer Zeit zurecht zu finden.