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Junkelmann

Marcus Junkelmann ist wahrscheinlich der aktuell bekannteste experimentelle Archäologe. Berühmt geworden ist er 1985, als er mit sieben Mitlegionären von Rom bzw. Verona nach Augsburg aufbrach, um den Alpenfeldzug des Drusus und Tiberius möglichst realitätsgetreu nachzustellen. Zunächst von niemandem unterstützt verkaufte er eine Eigentumswohnung um das Projekt zu finanzieren. Am Ende wurde er mit seinen Leuten im Triumph empfangen. Seither macht Marcus Junkelmann über Filme, Radiofeatures, Vorträge, spektakuläre Aufträge von Museen und seine zahlreichen viel verkauften Bücher immer wieder von sich reden.

Die wichtigsten Themen, mit denen sich Marcus Junkelmann beschäftigte und beschäftigt, sind: Augustus, Hollywoods Traum von Rom, Legionen; die Reiter Roms; panis militaris; der amerikanische Bürgerkrieg; Napoleon und Bayern; das Spiel mit dem Tod: Gladiatoren; antike Militärlogistik; der Schwedenkönig Gustav Adolf.

  Das Klassische Gymnasium „Walther von der Vogelweide" hat Marcus Junkelmann eingeladen. Er arbeitete am Vormittag des 6. November mit den Schüler-innen des Klassischen Gymnasiums und präsentierte am Abend für alle Interessierten in der Aula des Gymnasiums „Antike zum Anfassen".

Mittwoch, 6. November, 20 Uhr, Aula Magna des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide" BOZEN

Der bekannte Münchner Klassische Philologe W. Stroh betonte in seiner Laudatio u.a. Folgendes:

Wie kein anderer deutscher Altertumswissenschaftler und wohl kaum ein anderer Historiker hat es Dr. Marcus Junkelmann in den vergangenen zwei Jahrzehnten verstanden, eine breite Öffentlichkeit für die Ergebnisse seiner vor allem das römische Militär betreffenden Arbeit zu interessieren und sie in gewissem Maß an dieser sogar zu beteiligen. Durch seine zum Teil spektakulären Unternehmungen, durch seine Bücher, Artikel und Filme hat er zur weltweiten Verbreitung des Konzepts einer "experimentellen Archäologie" beigetragen und gezeigt, dass seriöse historische Forschung nicht nur anschaulich und kurzweilig, sondern sogar für ein großes Publikum faszinierend sein kann.
Als der bis dahin vor allem als bayerischer Historiker des 17. - 19. Jahrhunderts ausgewiesene [Schriftenverzeichnis Nr. 1, 13, 22] Marcus Junkelmann im Mai 1985 mit sieben "Mitlegionären" von Rom bzw. Verona nach Augsburg aufbrach, um zur Erinnerung an den für seine Heimat so bedeutungsvollen Alpenfeldzug des Drusus und Tiberius (15 v. Chr.) mit Kettenhemd, Zelt und vollem Marschgepäck die Alpen zu überqueren und auf diese Weise experimentell die Lebensbedingungen eines römischen Soldaten zu erforschen, da hatte er mit ironischen Kommentaren nicht nur von Seiten der Fachgelehrten, sondern z.T. sogar der Boulevardpresse zu rechnen. Zu karnevalmäßig und klamaukhaft musste vielen das Unternehmen scheinen; und wer gar hörte, dass zur Finanzierung eines solchen historischen Mummenschanzes, dem nicht einmal die ihr 2000-jähriges Jubiläum feiernde Stadt Augsburg finanzielle Unterstützung geben wollte, eine reelle Eigentumswohnung verkauft worden sei, glaubte nicht ohne Grund, am Verstand des jungen Gelehrten zweifeln zu können - auch wenn diesem dann, ihren Stadtvätern zum Trotz, die Augsburger Bevölkerung auf Maximilianstraße und Rathausplatz einen fast schon im Wortsinn triumphalen Empfang bereitete. Die Spötter mussten endgültig verstummen, als ein Jahr später mit "Die Legionen des Augustus" [Schriftenverz. Nr. 2] die Dokumentation und Auswertung der Expedition erschien, ein Sachbuch, das in bisher kaum gekannter, höchst wirksamer Weise einen Erlebnis- und Abenteuerbericht mit nüchterner historisch-archäologischer Forschung vereinte. Klar war, dass ein großer Teil des hier Dargestellten nur auf dem Weg des persönlichen Experiments zu ermitteln gewesen war. Im übrigen sorgten die ebenso schlichte wie packende Art der Darstellung und die glänzende Bebilderung dafür, dass auch der völlige Laie sich angesprochen fühlen musste, umso mehr als ja auch die meisten der Mitmarschierer (die selber im Buch zu Worte kamen) Nichtfachleute, Nichtakademiker waren, die sich zunächst aus sehr verschiedenartigen Motiven beteiligt hatten - zuletzt dann freilich doch gemeinsam fasziniert von dem einzigartigen Erlebnis, gleichsam physisch in eine zweitausend Jahre zurückliegende Vergangenheit einzutauchen. Kein Wunder, dass das Buch trotz zunächst nur etwas griesgrämiger Anerkennung durch die zünftige Latinistik, die an den Showelementen des Unternehmens Anstoß nahm [Jörg Rüpke, Der Altsprachliche Unterricht 30, 3, 1987, 105-107] bzw. die Maßstäbe eines förmlichen Handbuchs anlegte [Ders., Mitteilungen des DAV 29, H. 4, 1987, 132-135], sogleich ein kleiner Bestseller wurde und bis heute mit mehreren Neuauflagen geblieben ist.