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Blasquartett

Liebe Schüler*innen, liebe Eltern,

ich weiß nicht, ob Sie diese Zeit auch so erleben wie ich: Ich habe den Eindruck, immer weniger Zeit in dieser Zeit zu haben, obwohl wir eigentlich viel Zeit haben müssten. Vieles von dem, was ich früher gerne zusätzlich gemacht habe, ist im Moment nicht oder nur eingeschränkt möglich (Konzert- und Theaterbesuche, Treffen mit Freundinnen, Chorbesuch, Wande-rungen).

Obwohl der Advent eigentlich eine Zeit der Ruhe und des Innehaltens sein sollte, empfinden wir die verordnete momentane Ruhe als Eingesperrtsein, sie fühlt sich unrichtig an.

Und die größte Belastung, unter der wir alle leiden, scheinen mir die fehlenden Perspektiven zu sein.

Wichtige politische Entscheidungen werden im allerletzten Moment gefällt und öffentlich mitgeteilt; sie sind schön politisch austariert, auf einen Minimalkonsens aufgebaut, aber nicht unbedingt etwas, was tatsächlich Perspektiven eröffnen würde:

Wann darf die Oberschule wieder öffnen?

Unter welchen Bedingungen?

Sind diese Bedingungen wieder unterschiedlich zwischen Schulen mit italienischer und deutscher Unterrichtssprache? Warum?

Welche zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen werden notwendig?

Wird die Schule am 9. Dezember tatsächlich geöffnet oder doch nicht?

Man wartet und wartet und wartet …

Trotzdem: Zumindest über folgende Aspekte freue ich mich. Ich nehme immer noch und trotz aller Widrigkeiten viel Geduld und Engagement von allen Seiten und Beteiligten wahr. Und dafür möchte ich ein herzliches Dankeschön aussprechen, auch wenn wir uns nicht immer in allem ganz, ganz einig sind – aber die Grundlinien stimmen und ich muss fast alle unsere Schüler*innen noch immer und trotz allem sehr, sehr loben – dafür, dass sie mitmachen, bei den Fernunterrichtsstunden regelmäßig dabei sind und sich – soweit es eben möglich ist – aktiv einbringen. Ein großer Dank geht auch an die Lehrpersonen des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“, die sich Vieles, Vieles für den Fernunterricht haben einfallen lassen und sich kontinuierlich um Neues, zum Fernunterricht Passendes bemühen. Ein persönlicher Dank geht auch an meine vielen, vielen Mitarbeiter. Ohne sie wäre diese Situation organisatorisch, computertechnisch, menschlich nicht zu bewältigen gewesen.

Wir hoffen, dass sich mit dem neuen Jahr zumindest etwas ändert:

dass wir klarere Linien aus Rom und Bozen erwarten dürfen; ein proaktives, nicht nur reaktives Entscheiden; wir müssen als Gesellschaft lernen, mit dem Virus zu leben – auch wenn Impfungen und Medikamente versprochen sind, so schnell wird sich die Situation nicht ändern.

Und unsere Jugendlichen haben aus den vielfältigsten Gründen ein Grundrecht, die Schule zu besuchen:

Gutes Lernen (bezogen auch auf die Erfordernisse unserer Gesellschaft) funktioniert schlecht in der Isolation – und auch die dauernde so genannte Kommunikation mit Bildschirmgehäusen ist nicht die wahre Kommunikation. Die 50%-Regelung eröffnet zumindest ein paar Perspektiven diesbezüglich.

Jugendliche haben keine Lobby und das ist ganz, ganz schlecht; man meint, sie stellten keinen so genannten Wirtschaftsfaktor dar – das ist sogar aus wirtschaftlicher Sicht viel zu kurz gedacht; wenn medial über die Coronakrise berichtet wird, dann wird wochenlang darüber diskutiert, ob die Skigebiete vor oder erst nach Weihnachten öffnen dürfen; darüber, wie es unseren von den meisten Betätigungsfeldern ausgesperrten Jugendlichen geht, sprechen nur wenige.

Es ist an der Zeit etwas zu ändern.

Mit den besten Wünschen für eine besinnliche (und möglichst coronafreie) Advents- und Weihnachtszeit und ein gutes Neues Jahr

Dir. Martina Adami